(Polydaktylie)

 

 

 

Was ist Polydaktylie?

Polydaktylie bei der Maine Coon

Das Pd-Gen ist in den Stammbäumen der Main Coons weit verbreitet

Die Auswirkungen der Polydaktylie

 


Was ist Polydaktylie?

 

Bei uns Menschen tritt die Polydaktylie relativ häufig in Erscheinung. Dr. Alan Green (MD FAAP) Autor und Kinderarzt erklärt wie folgt: Polydaktylie - oder ein paar zusätzliche Finger oder Zehen, ist wahrscheinlich die am meisten verbreitete Anomalie, die nach einer Geburt entdeckt wird. Es wird berichtet, dass ca. 2 von 1000 Kindern polydaktyle sind. In den einfacheren Fällen sorgen sich die Geburtshelfer und Kinderärzte darum, daher finden diese Fälle meist keine Erwähnung in den Statistiken. (Ref 1)


Anne Boleyn, Winston Churchill und König Charles VIII von Frankreich ( World Knowledge Library) sind nur einige berühmte Polydaktyle. " Polydaktylie ist eine uralte Eigenart der Evolution und eine Laune der Natur. Alle modernen Tiere hätten 7-8 Zehen anstatt 5. Die ältesten vierbeinigen Tiere: Ichthystega und Acanthostega, hatten 7-8 Zehen pro Fuß. Die "extra" Zehen befanden sich neben dem Daumen. Diese zusätzlichen Zehen verschwanden innerhalb von 350 Millionen Jahren und es folgten moderne Tiere mit nur 5 Zehen an den Vorderpfoten und 4 Zehen an den Hinterpfoten. 100 Millionen Jahre nachdem die Evolution die moderne Variante wählte, gab es erneut ein Tier mit extra Zehen: es handelt sich um ein im Wasser lebendes Reptil mit Namen Nanchangosaurus. Dies war ein evolutionärer Rückfall, welcher 100 Millionen Jahre nachdem die anderen 7-zehigen Amphibien ausgestorben waren, lebte. (Ref 2 ) Katzenkenner waren besorgt, dass die Polydaktylie mit anderen Missbildungen einhergehen könne, welche in der Katzenzucht unerwünscht sind. Es ist wichtig zwischen der "wahren Polydaktylie“ und z. B. dem Ellis-van-Crefeld-Syndrom zu unterscheiden.
 

Das E.v.C.S. ist eine Störung des Skeletts und umfasst kardinale Fehlbildungen: Kleinwuchs, Gaumenspalten, u.a. auch extra Gliedmaßen. Es handelt sich um ein autosomal-rezessives Gen, welches auf dem Chromosom 4 sitzt. Dies hat aber nichts mit dem einfach dominanten Polydaktylie-Gen, wie man es in der Maine Coon findet, zu tun.


 

Polydaktylie bei der Maine Coon
 

Man geht davon aus, dass ein großer Teil der ursprünglichen Rasse Polydaktylen waren. In ihrem Buch "Die Yankee Katze" beschreibt Marilis Hornridge den Standard; "Die Pfoten sind groß und rund mit Büscheln zwischen den Zehen. Die Anzahl der Zehen an den Pfoten war wohl die umstrittenste aller Fragen in der letzen Phase der Erstellung eines Standards. Die traditionelle Maine Coon war häufig eine polydaktyle oder mehrzehige Katze, eine genetische Mutation, die häufig in den Gebieten des oberen Nordostens der Vereinigten Staaten vorkommt. Was auch immer der Grund für die Häufigkeit in diesem Gebiet war, die Polydaktyle oder "Schneeschuhkatze" ist ein Teil der Maine Coon Legende. Polydaktylie war so stark in den Herzen der ursprünglichen Gruppe von Enthusiasten, die den Standard der Maine Coon bei der MCBFA ausarbeiteten, dass sie diesen lieber aufteilten und eine spezielle Klassifizierung mit eigenem Standard für Katzen erstellten, die dieses Merkmal tragen“.
 

Einige Autoren schätzen den ursprünglichen Prozentsatz der Polydaktylen innerhalb der Rasse auf 40%. In einem Interview im Jahre 1976, (nicht lange nachdem die Maine Coons für die Shows anerkannt wurden) sagte eine der führenden Zucht-Experten, Beth Hicks: ,,Ich weiß nicht, ob sie damit vertraut sind, aber es gab eine Studie an einer Universität in den 50ern, die aufzeigte, dass 40% der Maine Coon polydaktylen waren. Das war bevor sie zurück in den "Show-Kreislauf" kamen. Leider ist es so, dass dieses Merkmal „heraus gemendelt“ wurde, um sich dem Diktat der Show-Welt zu unterwerfen.
 

Als die Maine Coon als Rasse anerkannt wurde, gab es in anderen Rassen keine Polydaktylie. Alle Standards lauteten gleich: 5 Zehen vorne und 4 Zehen pro Pfote hinten.
 

Als sich die Maine Coon- Züchter und die MCBFA zusammenschlossen, um einen Showstandard zu erstellen, gab es große Debatten um das "Problem" der Polydaktylen. Es herrschte großer Widerstand, um die Akzeptanz der Maine Coon und es hieß: "Es ist und bleibt eine Stallkatze". Viele hatten das Gefühl, falls eine polydaktyle Varietät im Standard erlaubt würde, wäre dies vielleicht der Untergang für die Anerkennung gesamten Rasse auf den Ausstellungen.
 

Die Absicht dieser frühen Gruppe von Enthusiasten war es, die Polydaktylen mit in den Standard aufzunehmen, sobald die Maine Coon die komplette Anerkennung erlangt hatte.
 

In frühen Schriftwechsel und Büchern um 1969 wurde immer geschrieben, dass die Polydaktylen für die Shows anerkannt werden sollten. Nie betrachtete man sie als deformiert oder benachteiligt. Die Publikation des MCBFA ( Scratch Sheet 1970) zeigt, dass es einen Standard für die Polydaktylen gab (und immer noch gibt). Die Mitglieder stimmten wie folgt ab: "Der MCBFA Standard für die Polydaktylen wurde durch unsere Mitglieder wie folgt beschlossen: Die polydaktyle Maine Coon soll dem Standard der Maine Coon entsprechen. Ausnahme: Extra Zehen sind zulässig; sowohl an den Vorder- als auch an den Hinterpfoten, oder beiden (Ref. 7)
 

Der Standard für die polydaktyle Maine Coon existiert immer noch. Er wurde niemals aberkannt. Die FAQ auf der Seite der MCBFA berichtet über das Merkmal: Moderne Maine Coons sind selten polydaktyle. Der Grund ist, dass alle Katzenorganisationen die Polydaktylen automatisch bei allen Rassewettbewerben disqualifizieren.
 

Deshalb wurden die Polydaktylen vor Jahrzehnten aus der Zucht genommen. Nur einige wenige Züchter züchteten mit ihnen weiter. (Ref 8)
 

Dies erklärt, dass die angestrebte Ausrottung der Polydaktylen aus niederen Beweggründen geschah und nicht Gesundheitsgründen.
 

Die Aussage weiter oben, dass alle Verbände die Polydaktylen automatisch bei sämtlichen Shows disqualifizieren, ist nicht länger zulässig, da die Neuseeländische Cat Fancy durch eine Veränderung des Standards nun ermöglichte, dass auch die Polydaktylen weiterhin ausgestellt werden können.
 

Artikel 4b der MCBFA Verfassung erklärt deutlich, dass es ein Muss für die Gesellschaft ist: "...die Maine Coon mit all ihren natürlich entwickelten Merkmalen zu schützen".
 

Unglücklicher Weise, sind die Verantwortlichen Lichtjahre von den ursprünglichen Anhängern der Polydaktylen entfernt und haben sich weit von diesem Merkmal und dem Bewahren dieses Erbes wegentwickelt. Die ursprünglichen Züchter, die die Anerkennung der Maine Coon anstrebten, beabsichtigten die Polydaktylen mit in den Standard zu integrieren, sobald die Rasse den Champion-Status erreicht hatte. In einem Brief vom 29.09.1973 schreibt der Präsident des MCBFA, Mr. Ljostad: Wir haben ebenfalls ein 6-zehiges Kitten bei uns Zuhause. Sie haben Recht mit Ihrer Aussage, dass sie noch nicht zur Show zugelassen sind. Wir wussten, dass viele Maine Coon polydaktyle sind und wollen nicht, dass dieses Merkmal gänzlich aus der Rasse verschwindet..... (Ref 9)
 

Das Wort "noch" am Ende des 2. Satzes zeigt deutlich, dass es angedacht war, dieses Merkmal später mit in den Standard aufzunehmen.
 

Sarah Hartwell beobachtete: Man sagte, polydaktyle Katzen wären in Europa praktisch nicht existent. Ungewöhnlich aussehende Katzen wurden oftmals wegen des Aberglaubens um die Hexerei getötet ( Kelly, Larson 1993). Ich weiß nicht, ob das auch für England zutraf oder ob nur der Kontinent damit gemeint war. In Norwegen galten polydaktyle Katzen als "Schiffskatzen". Angeblich konnten sie mit ihren Extrazehen bei Sturm auf dem Schiff besser balancieren. Sie waren nicht ungewöhnlich. Auch wurden polydaktyle Kitten als Liebhabertiere gerne genommen. Aus Schweden wird von zufällig gezüchteten polydaktylen Katzen berichtet, obwohl andere europäische Katzenliebhaber (ohne Gebietsangabe) anscheinend noch nie eine polydaktyle Katze gesehen haben sollen. In Großbritannien waren sie bekannt genug und sind nicht unbeachtet geblieben.
 

Polydaktyle galten bei den Seeleuten als Glücksbringer. Die Seeleute glaubten, dass polydaktyle Katzen die besseren Mäuse- und Rattenfänger seien. Als Maus- und Rattenfänger, sowie als glücksbringende Maskottchen gelangten sie mit den frühen britischen Siedlern nach Amerika. Daher rührt ihre weitere Verbreitung in den östlichen Gebieten. Eine unverhältnismäßig hohe Anzahl von "glücksbringenden", polydaktylen Katzen fand im Vergleich zu normal zehigen Katzen ihren Weg in diese Gebiete. Dies würde den höheren Anteil von Polydaktylen erklären, als durch zufällige Verpaarungen in einer Katzenpopulation, zu erreichen gewesen wäre. (Ref 2)
 

Die prozentuale Anzahl der Polydaktylen, die sich heute in der Zucht befinden, ist nicht bekannt. Aber es sind sehr viel weniger, als die früheren, geschätzten 40 %. Die meisten bekannten Züchter, die gerne Ausstellungen besuchen, züchten nicht mit Polydaktylen, da sie nicht zugelassen sind.
 

Lucinda King schreibt in ihrem 2004 erschienen Artikel im "Maine Attraktion":
 

Kürzlich geführte Diskussionen zeigen, dass britische Züchter bis heute, obwohl sie, wie die Autorin recherchiert hat, bis zur 5. Generation in den Stammbäumen ihrer Katzen Polydaktyle haben, die Polydaktylen ablehnen. Tatsächlich resultieren einige der Top Show-Katzen in Großbritannien aus polydaktylen Linien. Eine Erklärung dafür ist, dass aus einer „Poly-“ mal „Non- Poly-Verpaarung“ in der Regel 40 - 50 % der Kitten polydaktyle sind. Zudem kommt, dass alle Nachkommen aus solchen Würfen stärkere Knochen haben. Vielleicht rührt der stärkere Knochenbau bei den „Non- Polys“ daher und deshalb sind sie so erfolgreich auf den Shows?

 

Eine grobe Analyse der Mitglieds-Webseiten der beiden GCCF angebundenen Maine Coon Clubs in Großbritannien zeigt (da die Stammbäume auf den Webseiten zurückverfolgt werden können), dass 63 % dieser Züchter polydaktyle Linien innerhalb der ersten 5 Generationen in den Stammbäumen ihrer Katzen haben. Diese Zahl liegt bei den Katern mit 37 % etwas darunter. Man sollte jedoch ins Kalkül ziehen, dass Kater weitaus mehr Nachwuchs zeugen, als die Katzen gebären. (Ref 10) 

 


Das Pd-Gen ist in den Stammbäumen der Main Coons weit verbreitet
 

Viele Züchter sind besorgt darüber, dass die Stammbäume ihrer Maine Coons durch das Pd-Gen “kontaminiert” sein könnten. Was die meisten jedoch nicht realisieren ist die Tatsache, dass dieses Gen immer schon ein Teil der Rasse war; bereits bevor die Maine Coon als Rassekatze anerkannt wurde. Es wird immer ein Teil der Rasse sein und es ist fast mit an 100%iger Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so, dass Polydaktyle in jedem Stammbaum zu finden sein werden. Seit Anbeginn der Rasse wurden polydaktyle Main Coons auf der ganzen Welt gezüchtet und das wird immer so bleiben. Die meisten Züchter verstehen nicht, dass auch wenn Polydaktyle nicht ausgestellt werden dürfen, es nichts an der Zuchtpraxis ändert.
 

Um meine Hypothese zu unterstreichen, dass die meisten Maine Coons Polys in ihrem Stammbaumbaum haben, entschloss ich mich, bei den frühen “Foundation-Maine Coons” nachzuforschen. Ich schrieb Artikel über all die, die Polys waren. Ich fing mit Gray Luv Perry an. Ich suchte im Internet und sprach mit einigen der alten Züchter. Ich habe vor, ähnliche Artikel über andere Foundation-Maine Coons zu schreiben. In der Zwischenzeit, lesen Sie bitte über die geschätzte und einflussreiche Gray Luv Perry:  GRC Sundar Sarisvati of Charmalot mit 15 Jahren, Besitzer Ginny Malloy und gezüchtet von Phyllis Voth GRAY LUV PERRY
 

Eines der frühen polydaktylen Katzen, die man sehr oft im Hintergrund vieler Zuchtprogramme (Poly und non-Poly) auf der ganzen Welt entdeckt war Gray Luv Perry. Durch ihre Tochter Abishai of Sundar (auch eine polydaktyle) findet man sie in der gesamten Rasse; d.h. in allen MC Stammbäumen.
 

Gray Luv Perry war eine der einflussreichsten Katzen innerhalb der MC-Rasse. Sie war lt. Paw-Pads eine solid blau mit weiß Polydaktyle. Ihre Tochter, Abishai of Sundar, geb. am 19.April 1972 wurde von Sam Spade Perry, einem solid schwarzen Kater gedeckt. Abishai war auch eine solid blau mit weiß Polydaktyle. Leider scheint es keine Fotos von Gray Luv, Sam Spade oder Abishai zu geben.
 

Gray Love Perry und Spam Spade Perry waren Foundation-Katzen, die in den späten 60ern oder frühen 70ern von Mrs. Phyllis Voth of Wisconsin in die Rasse eingebracht wurden. Es wurde spekuliert, dass Mrs. Voth ihre Foundation-Katzen aus dem Tierheim in Madison, Wisconsin hatte. Mrs Voth ist die Züchterin von Abishai of Sundar und ihre gesamten Nachkommen erhielten den Prefix „Sundar“.
 

Phyllis Voth war der Mentor von Ginny Malloy (Charmalot Cattery), die weltweit als eine der frühen einflussreichsten Maine Coon-Züchter bekannt war. Ginny Malloy’s erste Zuchtkatze war Abishai’s Enkelin; GRC Sundar Sarisvati of Charmalot. In einem Artikel auf der Pawpads-Seite berichtete Ginny, dass ihre Cattery noch heute auf Sarisvati und zwei anderen wichtigen Katzen; Charmalot Bluesette und Charmalot Lady Rebekka sowohl als auch auf Heidi Ho Richard III of Charmalot basiert, der tragischer Weise an FUS und urämischer Vergiftung im Alter von 4 Jahren verstarb.

 

Die erste Maine Coon, die den bedeutenden “Merit” Status erreichte, war Abishai’s Tochter; Ch Sundar Tiffany of Tufpaws. „Tiffany“ wurde am 13. Januar 1983 als „DM“ anerkannt. Auch war sie die Mutter zweier Tufpaws “Bundesgewinner”. Erst nach weiteren 4 Jahren wurde eine weitere Maine Coon; Ch. Heidi Ho’s Coon Victoria als DM am 14. Januar 1987 anerkannt. Und erst weitere 9 Jahre danach gab es den ersten Kater als DM; GC Lovabacon’s Tom Terrificat. „Terry“ erhielt sein DM am 7. September 1991.

 

Abishai ist im Stammbaum vieler Maine Coons. Während der Forschungsarbeit konnte ich keine Cattery finden, die nicht Gray Luv Perry in ihren Linien hatte.
 

Jeder Züchter des TICA-Zucht-Komitees hat diese Katzen in den Linien: Coonyham, Tanstaafl, Chemicoons, Smokeycoons, Broadsway, Juliehills und Shonocats.
 

Andere Züchter wie Calicoon, Codycats, Hibou, Nascats, Tati-Tan, Willowplace, Woodpile… die Liste scheint endlos, haben sie als Foundations in ihren Linien.

 

 

Referenzen:

1. Pawpeds database. http://pawpeds.com/MCO/mchs/articles/Charmalot_cs.html

2. CFA website - Zuchtinformation http://www.cfainc.org/breeds/profiles/articles/maine.htm

 

 

Die Auswirkungen der Polydaktylie
 

Es gibt keine dokumentierten, pathologischen Auswirkungen durch das polydaktyle Gen (Pd) in der Maine Coon. Es ist ein harmloses, gutartiges Gen mit der simplen Auswirkung zusätzlicher Zehen an den Pfoten. Wie bei Wright und Walter (1980) diskutiert, scheint die Polydaktylie dem Tier nicht zu schaden.
 

Das Gleiche kann man von manch anderen, genetisch bedingten, felinen Missbildungen nicht behaupten. Dies bestätigt Dr. Montgomery (Gelenk und Knochenspezialist des Auburn College der Veterinär Medizin): "Polydaktylie ist eine häufig vorkommende Anomalie, die sich nicht nachteilig auf die Orthopädie der Katzen auswirkt. Dieses Gen ist nicht geschlechtsgebunden und hat eine vollständige Penetranz."
 

In einem im Jahre 2007 veröffentlichten Artikel schreiben Lettice und Hill: Die Untersuchung polydaktyler Katzen erbrachte 3 neue Mutationen, die mit prä-axialer Polydaktylie (PRD- Extrazehen) einhergehen. Wie auch bei Mensch und Maus vorkommend, befinden sich die Mutationen der Katze innerhalb der ZRS (ZRS = Bereich der regulatorischen Sequenz). Es ist daher naheliegend, dass die prä-axiale Polydaktylie in Katzen die Gleiche ist, wie die bei anderen Säugern auch.

 

Da diese Mutation einen Gliedmaßen spezifischen Phänotyp bei den Menschen hervorbringt, die an keinen weiteren, erkennbaren, physiologischen Defekten leiden, kann man die Behauptung aufstellen, dass dieser Polydaktylie-Typus keinen weiteren, nachteiligen Einfluss auf die Gesundheit der Katze hat. (Ref 3)
 

Die bekannte neuseeländische Tierärztin und Kolumnistin, Dr. Mary Austin sagt: Sie habe kein erhöhtes Infektionsrisiko an einer polydaktylen Pfote bemerkt. "Die polydaktylen Maine Coons, die ich sah, haben breite Pfoten mit genügend Raum zwischen den einzelnen Gliedmaßen, welcher für ausrechende Luftzirkulation sorgt“.
 

Zusätzlich zu den reinrassigen, polydaktylen Maine Coons betreut Dr. Austin ca. 30-40 domestizierte, inländische Polydaktyle, die sie seit Jahren in ihrer Praxis betreut. Sie hat im Laufe der Jahre noch keinerlei Probleme bei diesen Katzen festgestellt.

 

Mit ihrer Gruppe polydaktyler Maine Coons hat die Autorin die Erfahrung gemacht, dass der Daumen (prä-axiale Gliedmaße) wie eine normale Zehe -mit einziehbarer Kralle- gebaut ist. Diese Tiere nutzen den Kratzbaum genauso wie andere -nicht polydaktyle- Tiere.
 

Gelegentlich hat die polydaktyle Katze auch eine Klauenzehe, deren Kralle hin und wieder - wie bei jeder anderen Normalfüßigen“ - geschnitten werden muss. Dies ist, um sicherzustellen, dass die Krallen nicht nach innen wachsen.
 

Besitzer von Polydaktylen sollten dahingehend unterrichtet werden, die Krallen ihrer Katzen zu kontrollieren und diese, falls notwendig, zu schneiden. Wie die Besitzer von "normalzehigen" Katzen das auch tun.
 

Der Kater "Mainleymagic Digitally Enhanced" der Autorin benutzt seine Extrazehen zum Schreiben seiner Mails.
 

Mitten ( Fäustling ) Konfiguration- Digitally Enhanced
 

Susan Hartwell erklärt:

"Viele Katzenverbände erkennen Rassen an, deren Mutationen tödliche oder lähmende Auswirkungen haben, wie z.B. Spina Bifida bei der Manx. Man weigert sich jedoch die Polydaktylen als Rasse oder Varietät anzuerkennen“.
 

Die deutliche Aussage: Die Polydaktylie ist ein genetischer Defekt. Katzen mit solchen Mängeln dürfen nicht ausgestellt werden.
 

Dies jedoch ist eine völlig inkonsequente Haltung, da die Schwanzlosigkeit auch ein Defekt ist. Dennoch wird mit der Manx gezüchtet und sie wird auch ausgestellt. Es gibt weitaus weniger negative Nebenwirkungen, die mit der Polydaktylie einhergehen. Das übliche Argument in diesem Fall ist, dass es sich bei der Manx um eine historische Rasse handelt; doch das sind die Polydaktylen auch. Leider sind die Katzenliebhaber in solchen Fällen konsequent inkonsequent.
 

Das Polydaktylie-Gen innerhalb der Rasse der Main Coon ist das gutartige Standard autosomal dominante Gen *Pd*. Identifiziert wurde dieses Gen nach der Sequenzierung des Genoms der Katze.
 

Präaxiale Polydaktylie wird durch die ektopische Expression des Signalmoleküls Sonic Hedgehog (SSH) in den sich entwickelnden Gliedmaßenknospen hervorgerufen.
 

Mutationen in peripheren Gliedmaßen-spezifischen CIS-Regulatoren für das SSH, welche ZRS genannt werden, sind verantwortlich für das ektopische in Erscheinung treten. Sie untermalen diesen Erbgang.
 

Viele Hauskatzen, die zusätzliche Zehen haben (dazu gehören Maine Coons und polydaktyle Hemingway Katzen) beherbergen auch Mutationen innerhalb des ZRS
 

Die polydaktylen Katzen tragen einen erheblichen Anteil zu der Anzahl der Mutationen bei, die bereits vorher bei Mäusen und Menschen beobachtet und von denen berichtet wurden. Bis heute sind es allesamt einzel-nukleotide Subsitutionen.

 

Die Variante des *Pd-Gens*, das in der Maine Coon und anderen Nord Amerikanischen Katzen gefunden wurde, nannte man *Hw* und es unterscheidet sich ein wenig von dem *Pd-Gen*, das in Katzen aus Groß Britannien (UK1 und UK2) gefunden wurde.
 

Das *Pd-Gen* ist harmlos, auch wenn es homozygot ist. Auch ist nicht bekannt, dass es mit anderen Anomalien in Verbindung gebracht werden kann. Es hat eine vollständige Penetranz.
 

Sarah Hartwell beschreibt es wie folgt: Die Form der Polydaktylie, die man oft in Katzen antrifft, ist ein einfach autosomal (nicht geschlechtsgebundener) dominanter Erbgang und beeinträchtigt die Katze in keiner Weise und kann auch nicht mit anderen Anomalien in Verbindung gebracht werden.
 

Wenn man Maine Coons züchtet, kann man sich leicht aussuchen, ob man Polydaktylien oder nicht züchten möchte. Man benötigt eine polydaktyle Katze, um eine Polydaktylie zu erhalten. Wenn weder Vater noch Mutter polydaktyle Katzen sind, dann können auch keine polydaktylen Kitten fallen.
 

Es gibt zwei Formen der Polydaktylie: die präaxiale- die Anlass zu triphalangealer Daumen-radiale Hypoplasie gibt axiale und die postaxiale. Der Begriff „axial“ bezieht sich auf die Faltung des embryonalen Gelenks. Die Daumen-Seite ist vor der Achse (präaxial) und die „Klein-Finger-Seite ist post-axial. Bei Menschen überwiegt die post-axiale Polydaktylie; d.h. ein zusätzlicher kleiner Finger. Bei Katzen ist es überwiegend die präaxiale Polydaktylie mit einer zusätzlichen Zehe an der Daumen-Seite des Fußes. Das Maine Coon *Pd-Gen* ist die präaxiale Form.
 

Das *Pd-Gen* in Maine Coons hat verschiedene Ausdrucksformen und kann eine variable Anzahl an Zehen mit einer natürlichen maximalen Anzahl von 7 Zehen pro Fuß ergeben. Verschiedene Phänotypen sind mit diesem Gen verbunden. Die am häufigsten vorkommenden Phänotypen sind „Mittel-Pfoten“ und „Hamburger-Pfoten“; beide sind präaxial.


 

Genetik

 

In einer der ersten Artikel, die es über die Polydaktylie bei Katzen gab (1949), sagte Charles Danforth (Dep. der Anatomie, Stanford Universität; med. Hochschule) :,, Auch wenn die Hauskatze normalerweise 18 Zehen hat; 5 an jedem Vorderfuß und vier an jedem Hinterfuß, so ist das Vorkommen von Individuen, die mehr als diese Anzahl haben nicht ungewöhnlich.“

 

Frühere Studien an Meerschweinchen fanden heraus, dass es eine Form der Polydaktylie gibt, die letal in der homozygoten Form ist.
 

Dr. Dranforth züchtete in seinem Labor polydaktyle Katzen und berichtete von 234 normalen und polydaktylen Kitten in 55 Würfen. Seine Verpaarungen spiegelten einen dominanten Erbgang wider und er resümierte, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass die homozygote Form natürlich letal ist; die Daten sind ausreichend, um zu zeigen, dass der Typ der studierten (=unter Labor Bedingungen) Polydaktylie sich als ein einfach dominanter mit guter Penetranz verhält, jedoch mit variablem Ausdruck und gibt Aufschluss darüber, dass es keinen Grund dafür gibt, anzunehmen, dass das Gen letal ist, wenn es reinerbig ist. Aus irgendeinem Grund denken einige Offizielle in Deutschland, dass das *Pd-Gen* in homozygoter Form bei Katzen letal ist und sie beziehen sich auf Danforth’ s Artikel, um diese Schlussfolgerung zu untermauern. Wir können uns dieses nur damit erklären, dass es vor vielen Jahren einen Übersetzungsfehler gegeben haben muß, um zu solch einer fehlerhaften Schlussfolgerung zu gelangen.
 

Nicht vor allzu langer Zeit erweiterte Dr. Solveig Pflüger’s Artikel im Cat Fanciers Journal 1998 unser genetisches Wissen über die Polydaktylie. In diesem Artikel sagt sie aus:,, Es scheint die Katze nicht negativ zu beeinflussen und es ist bekannt, dass es nicht mit anderen Anomalien in Verbindung gebracht werden kann.“

 

 

Radiale Hypoplasie

 

Es gab viel Angst und Schwarzmalerei bezgl. der Ethik mit polydaktylen Katzen zu züchten, die durch die Entstehung der „Twisty Cat 1998“ aufkam.
 

Dr. Pflüger ist als einer der weltbesten Genetiker bekannt. Ihr Artikel aus dem Jahre 1998 handelt über das gewöhnliche Polydaktylie-Gen *Pd* und über das „Twisty Cat-Gen Tw“. Nachdem ich ihren Artikel gelesen hatte, sprach ich persönlich mit Dr. Pflüger und wir diskutierten beide; das Pd- und das *Tw-Gen*. Dr. Pflüger bestätigt kategorisch, dass diese 2 Gene sehr unterschiedlich sind. Das *Tw-Gen* wurde niemals in einer Maine Coon gesichtet und es würde auch niemals in einer Maine Coon gesichtet werden, es sei denn, jemand würde einen Outcross machen, der dann gerade dieses Gen trägt.
 

Das *Tw-Gen* ist auch dominant mit variablem Ausdruck, welches Aufschluss zum Vorhandensein der triphalangealen, radialen Daumen-Hypoplasie gibt. Eine unbekannte polydaktyle Katze kann in der Tat dieses Gen haben, da es in der mildesten Ausdrucksform normal erscheinen kann - außer den zusätzlichen Zehen. Wie auch immer, wenn diese Katze zur Zucht eingesetzt wird, dann werden 50% ihres Nachwuchses das *Tw-Gen* haben. Einige von ihnen werden eine schwere Form der radialen Hypoplasie (RH) haben. Dr. Pflüger erzählte mir, dass wenn eine polydaktyle Katze mit einer Katze ohne Vorkommen von radialer Hypoplasie verpaart wurde, dann hat dieses Tier das gewöhnlich benigne (gesunde) *Pd-Gen* und nicht das *Tw-Gen* .

 

Da Maine Coons mit dem Polydaktylie-Gen bereits seit Generationen gezüchtet werden und es daher bis zu Foundation-Verpaarungen zurückverfolgt werden kann, ist es erwiesen, dass das *Tw-Gen* nicht in der Maine Coon ist. Besondere Sorgfalt muss natürlich gegeben sein, wenn neue Foundation-Verpaarungen gemacht werden (wie in den USA erlaubt), damit sichergestellt sein kann, dass egal um welche neuen Polydaktylien es sich auch handelt, diese nicht auch das *Tw-Gen* haben.

 

 

Syndaktylie

 

Ein anderes Problem, dass fälschlicher Weise mit der Polydaktylie in Verbindung gebracht wird; der Spaltfuß Syndaktylie (Hypodaktylie) oder Spaltfuß ist das Gegenteil von Polydaktylie. Anstelle von zusätzlichen Zehen hat der Vorderfuß der Katze (seltener der Hinterfuß) zwei Zehen, die den Eindruck erwecken, als wären sie die Klaue eines Hummers. Bei Menschen wird dieses Vorkommen „Hummer-Hand“ genannt. Die anderen Zehen wurden entweder ganz zusammengedrückt oder jede einzelne Katzen-Zehe besteht aus zwei oder mehr Zehen. Ein Bericht von AG Searle (in den „Annalen von Eugenics“ Vol. 17, Teil 4, Seite 279-283, 1953) diskutiert das „Hummer-Klauen-Syndrom“ bei Katzen; Searle berichtet, dass die Anomalie normaler Weise als dominanter Erbgang vererbt wird und sagt aus, dass die rechte Seite oftmals schlimmer betroffen ist, als die linke.

 

Syndaktylie ist seltener anzutreffen als Polydaktylie und wird durch das *SP-Gen* hervorgerufen.